Schluss mit den Solar-Klischees
Eine Reihe von Falschinformationen kursiert rund um die Nutzung der Sonnenenergie. Doch längst ist
erwiesen: Solartechnologie ist mehr als eine Schönwetter-Schwärmerei. Eine Richtigstellung räumt
die gängigsten Irrtümer aus. Text: Reto Westermann
Sonnenkollektoren Solarzellen (Fotovoltaikanlagen)
Falsch:
Der Nutzen von Sonnenkollektoren für die Umwelt und die Heizkostenrechnung ist gering.
Richtig: Sonnenkollektoren wandeln die Sonnenstrahlung direkt und sehr effizient in Wärme um. Der
Betrieb der Sonnenkollektoren ist geräuschlos und schadstofffrei. Auch mit einer kleinen
Sonnenkollektoranlage können beträchtliche Mengen Heizöl eingespart werden. Ein durchschnittli-
cher Haushalt zum Beispiel kann seinen Kohlendioxidausstoss dank Sonnenenergie um rund eine
Tonne pro Jahr reduzieren.
Falsch:
Eine Solarzelle erzeugt weniger Energie, als zu ihrer
Herstellung und Entsorgung aufge-
wendet werden muss.
Richtig:
Das Argument der sogenannten grauen Energie – also jener Energie, die für Herstellung,
Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung verbraucht wird – wird fälschlicherweise gegen die
Solarzellen ins Feld geführt. Solarzellen generieren während ihrer Lebenszeit das Fünf bis
Fünfzehnfache der Energie, die für ihre Herstellung und Entsorgung notwendig ist (je nach
Solarzellentyp, Lebensdauer, Einstrahlungs und Temperaturbedingungen am Standort).
Falsch:
Solaranlagen
sind
ineffizient, weil sie nur dann arbeiten, wenn die Sonne
scheint.
Richtig: Sonnenkollektoren liefern auch bei Bewölkung.
Wärme. Denn sie nutzen nicht nur die direkte Einstrahlung der Sonne, sondern auch die in der
Erdatmosphäre gestreute und reflektierte Strahlung, die sogenannte diffuse Strahlung. Diese indirekte
Strahlung hat im Sommer meist einen Anteil von mehr als 50 Prozent, im Winter sogar einen Anteil
von bis zu 70 Prozent an der Gesamtstrahlung. Deshalb steht zur Energienutzung mit
Sonnenkollektoren auch an bewölkten Tagen immer noch ein beträchtlicher Anteil der
Sonneneinstrahlung zur Verfügung.
Falsch:
Die Stromproduktion mit Solarzellen funktioniert nur, wenn die Sonne
scheint.
Richtig: Solarzellen produzieren nicht nur bei Sonnenschein, sondern auch bei Bewölkung Strom. Sie
nutzen einerseits die direkte Einstrahlung der Sonne, anderseits auch die in der Erdatmosphäre ge-
streute und reflektierte Strahlung, die sogenannte diffuse Strahlung. Im Winter beträgt der Anteil die-
ser indirekten Strahlung bis zu 70 Prozent der Gesamtstrahlung, im Sommer mehr als 50 Prozent.
Deshalb steht den Solarzellen auch an bewölkten Tagen immer noch ein beträchtlicher Anteil an nutz-
barer Sonneneinstrahlung zur Verfügung.
Falsch:
Die Technologie der Energiegewinnung mit Kollektoren funktioniert unzuverlässig.
Richtig: In der Schweiz sind heute 2017 rund 50000 Sonnenkollektoranlagen mit einer Gesamtfläche
von mehr als 620000 Quadratmetern in Betrieb (weltweit sind es 159 Millionen Quadratmeter).
Entsprechend gilt die Technologie als ausgereift.
Falsch:
Die Herstellung von
Solarzellen ist mit enormen Umweltbelastungen verbunden.
Richtig: Die Umweltauswirkungen bei der Produktion von
Solarzellen sind vergleichbar mit jenen der Halbleiterproduktion (Computerchips). Strenge Auflagen
garantieren aber relativ geringe Umweltbelastungen. Die Solarmodule können zudem nach Ablauf der
Lebenszeit rezykliert werden.
Falsch:
Die Nutzung der Solarwärme ist, verglichen mit anderen Energieträgern, viel zu teuer.
Richtig: Sonnenkollektoren sind in der Anschaffung zurzeit noch etwas teurer als herkömmliche
Heizsysteme wie Erdöl oder Gasheizungen. Das ändert sich aber mit den steigenden Preisen für
fossile Brennstoffe. Zudem machen zinsvergünstigte Hypotheken oder Umweltdarlehen, kantonale
Förderprogramme sowie entsprechende Abzüge bei den Steuern die Nutzung der Solarenergie inzwi-
schen sehr wohl konkurrenzfähig.
Falsch:
Strom von Solarzellen ist viel zu teuer im Vergleich mit den konventionellen Methoden der
Stromgewinnung.
Richtig: Im Gegensatz zur herkömmlichen Stromproduktion sind im Preis für Solarstrom alle Kosten
eingeschlossen. Die konventionelle Stromproduktion hingegen verursacht externe Kosten (zum
Beispiel Schadstoffausstoss), die im Strompreis nicht enthalten sind und von der Allgemeinheit getra-
gen werden müssen. Würden diese Kosten in den Strompreis eingerechnet, wäre die Photovoltaik
preislich durchaus konkurrenzfähig
Beitrag in Bauen & Wohnen Beobachter Kompakt 21/2008
Text: Reto Westermann