Wovon leben Pflanzen?
Grundsatzüberlegungen
Wovon leben eigentlich die Pflanzen?
Im Altertum wurde angenommen, die Pflanze lebe von der Erde. Doch schon vor mehr als 100
Jahren fanden Wissenschaftler heraus, dass sich Pflanzen von Wasser und den darin gelösten
Mineralstoffen ermähren. Den Kohlenstoff, wichtigster Baustein des pflanzlichen Gewebes, nehmen
die Pflanzen aus der Luft.
Das Wasser ist die Wiege aller Lebewesen. Als sich in den Urmeeren die ersten Algen entwickelten,
entzogen diese ihre Nährstoffe dem Wasser. Als die Pflanzen das Land zu erobern begannen, än-
derte sich an ihrer Ernährung nur sehr wenig. Statt in ihrer Nährstofflösung zu schwimmen, saugen
diese mit den Wurzeln das Wasser aus dem Boden und brauchen dazu die Wurzeln lediglich, um
sich im Boden zu verankern. Pflanzen können ihre Nährstoffe nur dann aufnehmen, wenn diese in
Wasser gelöst sind. Die übrigen Nährstoffe dienen als Reserve und sind in den Bodenbestandteilen
eingelagert. Auf diese Tatsache stützt sich z.B. die Methode der Hydrokultur.
Die Wachstumsfaktoren
1.Licht
2.Luft
3.Wasser
4.Wärme
5.Nährstoffe
Die Pflanzen können auf keinen dieser Wachstumsfaktoren verzichten. Fehlt einer, geht die
Pflanze ein, ist ein Wachstumsfaktor nur ungenügend vorhanden, wird die Pflanze schwach
oder krank.
1. Das Licht
Das Sonnenlicht liefert die notwendige Energie für den Aufbau pflanzeneigener Substanz
(Assimilation). Die Energie des einfallenden Sonnenlichts wird nur zu zirka 2%ausgenützt. Im
Freiland steht das Licht den Pflanzen meistens in ausreichender Menge zur Verfügung. Wenn die
Düngung, die Pflanzabstände, die Unkrautbekämpfung und der Pflanzenschutz optimal beachtet wer-
den, entstehen keine Probleme. Anders ist das bei Topfpflanzenkulturen und den Pflanzen in Büro-
und Wohnräumen. Hier ist das Licht oft der entscheidende Wachstumsfaktor, der nicht genügend vor-
handen ist.
Aber nicht nur die Lichtmenge ist massgebend. Entscheidend ist auch das Lichtspektrum (Lichtfarbe)
und die Belichtungsdauer. Gute Kenntnisse geben dem Gärtner die Möglichkeit, das
Pflanzenwachstum und die Blütenbildung zu beeinflussen. Zusatzbelichtung bringt Langtagpflanzen,
Verdunkelung (Begrenzung der Tageslänge) bringt Kurztagspflanzen auch ausserhalb der normalen,
natürlichen Blütezeit zur Blüte.
Topfpflanzengärtner und Kundenberater müssen sich ganz speziell mit dem Thema Licht
auseinandersetzen.
2. Die Wärme
Verschiedene Lebensvorgänge in den Pflanzen setzen bestimmte Temperaturbereiche voraus. Unter,
aber auch über diesen optimalen Werten wird der Stoffaufbau behindert. Wird ein Minimum an
Temperatur unterschritten, erfrieren Pflanzen sogar. Zu hohe Temperaturen verursachen
Wachstumsdepressionen. Bei der Sterilisation gerinnt das Eiweiss in den Zellen durch hohe
Temperaturen. Der Wärmebedarf ist je nach Pflanzenart unterschiedlich.
Übertemperatur steigert die Atmung, die Wasser- und Nährstoffaufnahme, so dass es zu einem star-
ken Abbau der Reservestoffe kommen kann.
Der Gärtner nutzt die Kenntnisse über den Wärmebedarf einer Pflanzenart, indem er z.B. die
Keimung von Samen zu Unzeiten ermöglicht (Frostkeimer) oder zur Blütenzeitsteuerung
(Thermoperiodismus) z.B. beim Zygokaktus. Zur Energieeinsparung oder zur Steuerung des
Längenwachstums kann er z.B. auch die Nachttemperaturen absenken. Wir unterscheiden auch zwi-
schen Luft- und Bodentemperatur Genau wie bei der Lufttemperatur sind die Ansprüche der Pflanzen
an die Bodentemperatur sehr unterschiedlich. Zu tiefe Bodentemperaturen hemmen das
Wurzelwachstum und die Nährstoffaufnahme. Häufig treten auch Wurzelerkrankungen auf.
3. Die Luft
Die Luft enthält neben Stickstoff, Sauerstoff und Kohlendioxid noch Spuren von andern Gasen wie
Argon, Neon, Helium, Krypton usw.. Die Bedeutung von CO2 und haben wir bei der
Assimilation/Dissimilation kennen gelernt. Für das Pflanzenwachstum von Bedeutung ist aber auch
die Luftfeuchtigkeit. Sie beeinflusst die Verdunstung und kann zu Stress oder Krankheitren beitragen.
Luftmangel führt zu Wurzelfäulnis, Blattfall, Wachstumsstagnation und Pilzbefall.
In Gewächshäusern wird die Luftzufuhr über die Lüftung gesteuert. Den Luftbedarf im Boden können
wir mit vermehrter Bodenbearbeitung verbessern. Der CO2 Gehalt in Gewächshäusern kann durch
Begasen mit CO2 oder durch Verbrennen von Propangas verbessert werden. Zur Luftumwälzung
werden Ventilatoren eingesetzt. Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit muss auch im Winter gelüftet werden
(Pilzbefall, Heizkosten).
4. Das Wasser
Die Pflanze enthält bis zu 95% Wasser. Das Wasser dient der Pflanze als Lösungs- und
Transportmittel für Nährstoffe innerhalb oder ausserhalb der Pflanze. Weiter muss der Turgordruck,
der Saftstrom aufrechterhalten werden, um die Verdunstung und damit den Wärmehaushalt aufrecht
zu erhalten. Um 1 kg Trockensubstanz zu bilden wird je nach Pflanzenart ein Wasserumsatz von 300
bis 800 kg Wasser getätigt. Zuviel und zuwenig Wasser verursachen enorme Schäden durch
Trockenstress, Wurzelschäden und Pilzkrankheiten.
Jeder, der mit Pflanzen zu tun hat, weiss, dass die optimale Wassermenge von Pflanze zu Pflanze
schwankt. Standort, Licht, Bodenbeschaffenheit und Wärme beeinflussen den Verbrauch. Es braucht
viel Pflanzenkenntnis und Erfahrung, um den Wasserbedarf richtig abzuschätzen zu können.
5. Die Nährstoffe
Nicht mineralische Elemente Mineralische Elemente
Kohlenstoff
C Kalium K Bor B
Wasserstoff
H
Magnesium Mg Eisen FE
Sauerstoff
O Calcium Ca Mangan Mn
Stickstoff
N Molybdän Mo Kupfer Cu
Phosphor
P Zink Zn
Schwefel S
Die Pflanze ist fähig, aus anorganischen Stoffen organische Substanzen aufzubauen. Als
Pflanzennährstoffe werden alle für die normale Ernährung unentbehrlichen chemischen Elemente be-
zeichnet. Weiter nimmt die Pflanze auch nicht in der obigen Tabelle erwähnte Stoffe auf, so z.B. Jod,
Chlor, Kobalt, Natrium usw.. Die genaue Funktion dieser Stoffe in der Pflanze ist nicht in allen Details
bekannt. Da meist nur Spuren davon nachzuweisen sind, nennt man sie Spurenelemente.
Makroelemente (Hauptnährstoffe)
Mikroelemente (Spurenelemente)
Alle Nährstoffe sind für die Pflanze lebenswichtig und müssen im richtigen Zeitpunkt, im richtigen
Verhältnis und am richtigen Ort zur Verfügung stehen. Fehlt auch nur einer, entstehen typische
Mangelerscheinungen. Normalerweise ist die Versorgung mit Spurenelementen im Boden durch
Reserven gesichert. Extrem falsche pH-Werte können diese aber festlegen. Jahrelange Monokultur
mit gleichen Pflanzen kann einen einseitigen Entzug bewirken und zu Mangelerscheinungen führen.
Die Hauptnährstoffe werden jedoch durch das Erntegut dem Boden entzogen und müssen ersetzt
werden.
Nährstoffüberschuss führt leicht zu Verbrennungen der Blätter (Versalzung). Besonders mit Stickstoff
kann die Pflanze Luxuskonsum betreiben, das heisst sie kann N einlagern als sie für ihre
Lebensvorgänge unbedingt braucht.
Das Gesetz des Minimums
Die Pflanze richtet sich in ihrer Entwicklung nach dem Wachstumsfaktor, der im Verhältnis zu ihrem
Verbrauch am wenigsten vorhanden ist.
Nährstoffkreislauf
Beinahe alle Kulturpflanzen nehmen die Nährstoffe in Anorganischer Form auf. Die grösste Aufgabe
der Bodelebewesen besteht deshalb darin, die in der organischen Substanzen enthaltenen
Nährstoffe zu mineralisieren und damit pflanzenverfügbar zu machen. Bodenlebewesen, besonders
die Mikroorganismen, sind wesentlich am Nährstoffkreislauf beteiligt.
Wir erwarten von jeder Kulturpflanze einen gewissen Ertrag, bestimmte Nährwerte, Gesundheit und
Qualität. Die Pflanze ist von Natur aus grundsätzlich mit diesen Eigenschaften ausgerüstet.
Allerdings müssen für ein Optimum an positiven Eigenschaften alle Wachstumsfaktoren optimal zur
Verfügung stehen. Fehlen einzelne Nährstoffe, erkrankt die Pflanze oder sie zeigt
Mangelerscheinungen. Die Kunst ist. die Düngung in der Menge und in der Zusammensetzung der
Nährstoffe optimal abzustimmen.
Wieviel Düngen ?
Jede Pflanze entzieht dem Boden mineralische Nährstoffe zum Aufbau pflanzlicher Substanz. Mit der
Ernte (Pflanze) verkauft der Gärtner auch Nährstoffe aus seinem Boden. Zudem stellt jede Kultur an-
dere Ansprüche an Art, Menge und Verhältnis der Nährstoffe. Sogar jede Phase der Kultur stellt an-
dere Ansprüche an das Nährstoffverhältnis. Für die vegetative Wachstumsphase wird vermehrt
Stickstoff benötigt, während in der generativen Phase mehr Phosphor verbraucht wird.
Es ist unsere Aufgabe, mit einer zweckmässigen Düngung die richtige Ernährung sicherzu-
stellen. Die entzogenen Nährstoffe müssen wieder ersetzt werden, wenn der Boden nicht ver-
armen soll. Der Hauswart muss dafür sorgen, dass jederzeit genügend Nährstoffe in
aufnehmbarer Form zur Verfügung stehen.